Karma-Konto

„Aldaa, nice. Voll gut für dein Karma-Konto.“ Check.

Etwas irritiert betrachte ich die beiden Jugendlichen, die vor mir in die S-Bahn einsteigen. Beide in Jogginghosen und jeweils einem Stöpsel im Ohr. Mehr Cliché geht nicht. 

Ein Karmakonto- faszinierend. Der ultimative Gratmesser für gute Menschen. So à la Gutschriften für gute Taten und Abzüge für Gemeinheiten. Da ergeben sich eine Reihe von Fragen: Wie weit kann ich mein Konto überziehen? Gibt es einen Dispo? Sind alle Taten gleich viel wert? Wie viel mal Oma-über-die-Straße-helfen ist Steuern hinterziehen? Wer überwacht das Ganze? Wahrscheinlich die DKB- Deutsche Karma Bank- unabhängig, ehrlich und unparteiisch… oder so ähnlich. Und was passiert am Ende bei der großen Abrechnung? Es wäre zu schön.

Die S-Bahn hält. Ich stehe auf und lasse der alten Dame neben mir den Vortritt. Nur zur Sicherheit.

Lächelnd steige ich aus.

 In Gedanken höre ich das leise Kling einer Karma-Coin.


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